Chlan Ilse
„Meine fotografischen Arbeiten sind fast ausschließlich digital oder analog bearbeitete Fotos.
Es ist nicht der „moment décisif“, den ich festhalten möchte, sondern ich arbeite in Serien, die entweder einen thematischen Zusammenhang sichtbar machen oder Zeitabläufe, Veränderungen, Bewegungen in der Zeit festhalten. Seit ich auch mit dem Handy fotografiere, dokumentiere ich meinen Alltag in einer Art fotografischem Tagebuch.
Ich fotografiere, um Gesehenes festzuhalten, nütze die Fotografie aber auch als Material für weitere künstlerische Arbeiten. Sehr oft kombiniere ich Fotografie und Malerei, und untersuche, wie sie miteinander kommunizieren oder wie sie einander ergänzen können. Meine Fotos sind Bilder, die ich aus dem, was mich umgibt, gefunden und herausgefiltert habe und die Malerei entsteht immer in dem Kontinuum des Gesehenen und Erfahrenen.“ Ilse Chlan
Geboren in Wien, Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie, Dr. phil.
1985-1989 Lehrtätigkeit an der Universidade do Porto/ Portugal, danach Mitarbeit an der Wiener Ausgabe der Werke von Ludwig Wittgenstein, Cambridge/UK und Wien.
Lebt und arbeitet seit 1995 in Wien als freischaffende bildende Künstlerin: Malerei, Fotografie, Mixed Media, Video-, Audio-Installationen.
Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in Österreich, Deutschland, Polen, Ungarn, Slowenien, Spanien, Bulgarien, Russland, Schweiz.
Mitglied der IG Bildende Kunst, der Gesellschaft Bildender Künstlerinnen und Künstler, Künstlerhaus Wien und in dem interdisziplinären Netzwerk eop – emergence of projects
Kunstmuseum oder Strafvollzugsanstalt? Der sakrale Raum der Kunst im Weltinnenraum des Patriarchats
Mich interessiert, in welchen Räumen und Gebäuden eine Gesellschaft ihre Kunst aufbewahrt und ausstellt. In dieser Serie dokumentiere ich einige Gebäude, die Bunkern ähnlich, hermetisch geschlossen und größtenteils ohne Fenster nach außen sich von der Außenwelt abschotten. Über den konservatorischen Aspekt hinaus sehe ich darin eine Metapher für den sakralen Raum der Kunst, einem exklusiven, gesicherten Territorium, das in großem Gegensatz steht zu den meistens prekären Bedingungen unter denen Kunst entsteht.
Glückliche Gespinste
Die Serie „Glückliche Gespinste“ lenkt den Blick auf Existenzen, denen im anthropozentrischen Weltsystem kein Wert beigemessen wird, die aber gute Chancen haben, die Menschen zu überleben.
Glücklich entwickeln sich die Gespinste. Fleißige kleine Insekten umspinnen alles bis zur Unkenntlichkeit und feiern ihr Dasein in fantastischen Architekturen jenseits der Dominanz des Rasters, des Rechtecks, des Kubus im Weltinnenraum des Patriarchats. Ihre Lebensform ist prekär. In ihrem Transformationsprozess von der Raupe zum Schmetterling bilden sie kollektiv Gespinste aufgrund einer alternativen Geometrie. So entstehen Räume und ganze Architekturen, eine Welt, aufgebaut aus vielfältig miteinander verbundenen und voneinander abhängigen Netzwerken.
Gegenerzählungen im Weltinnenraum des Patriarchats
Das Dokumentarische ist mir wichtig, zum Beispiel die Lebensgeschichten von Künstlerinnen. Aus diesem Interesse heraus habe ich 2017 eine Serie von Videointerviews mit Künstlerinnen begonnen. Starsky 2017, Karin Mack 2021, Helga Köcher 2021, Fria Elfen, 2022, Margot Pilz 2022/2023, work in progress.