VON OBEN – FROM ABOVE
Weinviertler Fotowochen 2025
Workshop Gebhard Sengmüller: 26.7. – 2.8.2025
Von Oben. FLUSS widmet sich in zwei Veranstaltungen (den Fotowochen und einer Ausstellung im September) einer speziellen (Wahrnehmungs-) Technologie: der Drohne. Drohnen sind Mittel, sich zumindest virtuell in die dritte Dimension zu bewegen. Wer nicht selbst fliegt, operiert einen Stellvertreter, eine Wahrnehmungsmaschine, die den Standpunkt vom eigenen Körper entfernt. Diese Dissoziation erzeugt ein Taumeln, die Maschine bewegt sich nicht wie der eigene Körper, muss aber gelenkt werden, als wäre sie Körper. Die Drohne schwärmt, sie bewegt sich in Beziehung zu anderen Drohnen und Hindernissen im Schwarmverhalten. Schwarmverhalten ist ein Spiel der instabilen Beziehungen von Nähe und Ferne. Einerseits sucht das Schwarmindividuum anderen zu folgen (um den Schwarm zusammen zu halten) und andererseits vermeidet es zu enge Nähe um nicht zu kollidieren. Beziehungsweisen in ständiger prekärer Bewegung. Der Gewinn der dritten Dimension bringt den Verlust des Bodens, des Grundes, auf dem wir stehen. Die Drohne und ihr Operateur bilden eine virtuelle Einheit von stehenden und fliegenden Elementen. Der Blick aber ist von oben.
Die Drohne ist eine Maschine, deren Identität zwischen harmlosem Spielzeug für Nerds, Überwachungstool und todbringer Kampfmaschine changiert. Die 37. Weinviertler Fotowochen thematisieren und arbeiten mit dieser Technologie und versuchen eine künstlerische Herangehensweise zu vermitteln.
From Above. FLUSS is devoting two events (the Fotowochen and an exhibition in September) to a special (perceptual) technology: the drone. Drones are a means of moving into the third dimension, at least virtually. If you are not flying yourself, you are operating a proxy, a perception machine that distances your point of view from your own body. This dissociation creates a staggering effect; the machine does not move like your own body, but has to be steered as if it were a body. The drone swarms, it moves in relation to other drones and obstacles in swarm behavior. Swarming behavior is a game of unstable relationships of proximity and distance. On the one hand, the swarm individual seeks to follow others (to keep the swarm together) and on the other hand it avoids too close proximity in order not to collide. Relationships in constant precarious motion. The gain of the third dimension brings the loss of the ground, the ground on which we stand. The drone and its operator form a virtual unit of standing and flying elements. But the view is from above.
The drone is a machine whose identity oscillates between harmless toy for nerds, surveillance tool and deadly fighting machine. The 37th Weinviertler Fotowochen will focus on and work with this technology and attempt to convey an artistic approach
Workshop mit Gebhard Sengmüller
26.7. – 2.8.2025 . Kursbeitrag/Fee € 280,–
The Map is / is not the Territory

The Map is / is not the Territory
Fotografien und Bewegtbilder aus Kameradrohnen haben unsere Medienlandschaft erobert. Keine Fernsehserie, die ohne spektakuläre establishing shots von oben auskommt; kein Verlag, der nicht coffee table books mit atemberaubenden Drohnenperspektiven abstrakter Landschaften im Programm hat. Gleichzeitig werden in ebendiesen Landschaften unzählige Bewegungen von Menschen, Tieren, Fahrzeugen, Flugzeugen und Schiffen durch Geolokationssysteme wie GPS oder Mobilfunkzellen hochpräzise getrackt und aufgezeichnet. Diese beiden neuen Aufzeichnungssysteme, zeigen unsere Welt genau wie herkömmliche Landkarten von oben, gleichzeitig werden aber auch die Pfade der Akteure, die sich in ihr bewegen, in diese Landschaft eingeschrieben. In seinem Workshop untersucht Gebhard Sengmüller gemeinsam mit den Teilnehmer:innen den aktuellen Stand künstlerischer Auseinandersetzung mit Kameradrohnen und der Visualisierung von Bewegungen in den von ihnen erfassten horizontalen Ebenen. Wir erforschen, wie sich der scheinbar objektiv-wissenschaftliche, vom Menschen losgelöste Blick der Kameradrohne von anderen Foto- und Videosystemen unterscheidet. Der Ökonomisierung und Demokratisierung von Aufnahmen aus dem Luftraum steht eine Dystopie der ständigen Überwachung und der automatisierten Verletzung von Privatsphäre gegenüber. Schneller als bei anderen Werkzeugen der bildenden Kunst wird das zu schöne und perfekte Bild der Drohne zum Klischee, wir überlegen wie wir damit umgehen können.
Zu Beginn des Workshops lernen die Teilnehmer:innen den praktischen Umgang mit Kameradrohnen, und auch was dabei technisch und rechtlich z beachten ist. Bei Interesse wird auch die Erfassung und Sichtbarmachung von Geodaten in Software wie Google Earth thematisiert. Danach entwickeln wir daraus Ideen für künstlerische Arbeiten, die dann von
den Teilnehmer:innen einzeln oder in Gruppen umgesetzt werd
The Map is / is not the Territory
Photographs and moving images from camera drones have conquered our media landscape. No television series can do without spectacular establishing shots from above; no publishing house does not have coffee table books with breathtaking drone perspectives of abstract landscapes in its program. At the same time, countless movements of people, animals, vehicles, airplanes and ships are tracked and recorded with high precision in these same landscapes using geolocation systems such as GPS or mobile phone cells.
These two new recording systems show our world from above, just like conventional maps, but at the same time the paths of the actors who move within it are also inscribed in this landscape. In his workshop, Gebhard Sengmüller and the participants will examine the current state of artistic engagement with camera drones and the visualization of movements in the horizontal planes they capture. We will explore how the seemingly objective-scientific view of the camera drone, detached from humans, differs from other photo and video systems. The economization and democratization of recordings from the air is contrasted with a dystopia of constant surveillance and the automated violation of privacy. More quickly than with other tools of the visual arts, the overly beautiful and perfect image of the drone becomes a cliché, and we consider how we can deal with it.
At the beginning of the workshop, participants will learn how to use camera drones in practice and what technical and legal aspects need to be considered. If they are interested, the recording and visualization of geodata in software such as Google Earth will also be discussed. We then develop ideas for artistic works, which are then realized by the
participants individually or in groups.

GEBHARD SENGMÜLLER
Gebhard Sengmüller ist bildender Künstler, tätig im Bereich Medientechnologie, er lebt und arbeitet in Wien. Seit 1992 hat er Projekte und Installationen entwickelt, die sich mit dem Hintergrund elektronischer Medien beschäftigen, Mediengeschichte rückwirkend verändern, Medientechnologien demontieren und neu zusammensetzen, und autogenerative Systeme und Netzwerke konstruieren.
Seine Arbeiten wurden vielfach in Europa, den Amerikas und Asien gezeigt, unter anderem an Ausstellungsorten wie der Ars Electronica Linz, der Biennale di Venezia, dem
Institute of Contemporary Arts London, Postmasters Gallery New York, dem Museum of Contemporary Photography Chicago, dem microwave Festival Hong Kong, oder dem InterCommunication Center Tokyo.
An der Kunstuniversität Linz unterrichtet Gebhard Sengmüller zwei Lehrveranstaltungen in Medienarchäologie im Studienprogramm Interface Cultures.
Von 2021 bis 2024 arbeitete Gebhard Sengmüller gemeinsam mit Herwig Turk an dem umfangreichen künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsprojekt Donau: Schichtwechsel im Lückenraum. Darin wurden in einer neuen Form der Landschaftsdarstellung wissenschaftliche Resultate durch vielfältige künstlerische Methoden zu einem dichten Erfahrungsraum verknüpft. Zentrale Vorgangsweisen waren dabei geplante und zu verschiedenen Jahreszeiten wiederholt und automatisiert durchgeführte Flüge mit Kameradrohnen, sowie die Einschreibung verschiedenster Geodaten in Karten des Forschungsgebiets.
Allgemeine Informationen
Anmeldung / Einschreibung
Bitte die Anmeldung per Post oder email bis spätestens 15.7.2025 an FLUSS – NÖ Initiative für Foto- und Medienkunst, Schlossplatz 2, A 2120 Wolkersdorf einsenden. Ab fünf Teilnehmer*innen kommt der Kurs zustande. Aus Raumgründen und zur Gewährleistung einer guten Betreuung ist die Teilnehmer*innenanzahl nach oben ebenfalls beschränkt. Von der Aufnahme werden die Teilnehmer*innen so rasch wie möglich verständigt.
Kursort / Kursgebühr / Material
Kursort: Schloss Wolkersdorf großer Saal und Galerie 1, Schlossplatz 2, A 2120 Wolkersdorf Kursgebühr: Euro 280.–
AKTION bei Anmeldungen bis Ende Mai: 10 % ermäßigte Kursgebühr: 252,- Euro
Seminarräume und Labor stehen den Teilnehmerinnen während der Kursdauer unentgeltlich zur Verfügung. Spezielle Materialien sind mitzubringen. Die Kursteilnehmerinnen werden gebeten, wenn möglich auch ihre eigenen Laptops und Kameras zu verwenden. Die Kosten für Anreise und Unterkunft sind nicht in der Kursgebühr enthalten.
Einzahlung der Kursgebühr
Die Kursgebühr bitte bis spätestens eine Woche vor Kursbeginn einzahlen, nur bei rechtzeitiger Bezahlung der Kursgebühr ist der Studienplatz gesichert. IBAN: AT76 2011 1220 1227 0100 BIC: GIBAATWWXXX
Rücktritt / Stornierung
Rücktritt vor Kursbeginn: Bereits bezahlte Kursgebühr wird rücküberwiesen. Rücktritt nach Kursbeginn: Eine Rückerstattung von anteiligen Kursgebühren ist nicht möglich.
Versicherung
Der Veranstalter haftet nicht für Unfälle, Diebstähle oder Schäden aller Art, die sich während des Unterrichts ereignen.
Sonstiges
Der Kursort Wolkersdorf ist mit den S-Bahnlinien S2 und S7 von Wien Mitte erreichbar, die Anfahrt mit dem Auto ist über die Brünnerstraße oder A5 Richtung Brünn möglich. Falls Sie für die Kursdauer ein Quartier in Wolkersdorf benötigen, senden wir Ihnen gerne eine Liste von Unterkunftsmöglichkeiten zu. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an FLUSS – NÖ Initiative für Foto- und Medienkunst, Schlossplatz 2, A 2120 Wolkersdorf, info@fotofluss.at Tel: +43 676 5033688 (Mo-Do 10-14 Uhr)