Reconnect : Nature
21. September 2024 Eröffnung, 17 Uhr Vortrag von Günther Friesinger
22. September – 13. Oktober 2024 Ausstellung: Samstag, Sonntag und Feiertag 14 – 18 Uhr und nach persönlicher Vereinbarung
28. September 19 Uhr Konzert: KMET get the fog out
5. Oktober 2024, 18 – 24 Uhr ORF-Lange Nacht der Museen, Kuratorinnenführung um 20 und 21 Uhr
Kuratorin: Andrea Sodomka / alien productions
Erich Berger, Walter Niedermayr, Nicole Pruckermayr, Marielis Seyler, Andrea Sodomka / Martin Breindl, Herwig Turk / Gebhard Sengmüller, Michael Goldgruber
In einer Welt, die von Klimawandel, Naturkatastrophen und Kriegen bedroht ist, wird es immer wichtiger den Fokus auf unsere Umgebung, Umwelt, Interaktion mit anderen Menschen und Tieren zu legen. Künstler:innen beschäftigen sich seit vielen Jahren mit diesen Themen. Die genaue Beobachtung und das Analysieren von Vorgängen und Welten, die
uns umgeben, sie zu hinterfragen und Lösungsmodelle zu imaginieren, war schon immer ein wichtiger Bestandteil künstlerischen Handelns. Die Ausstellung stellt Künstler:innen und Wissenschaftler:innen vor, die sich mit Themen wie Naturdarstellung, Ökologie, Nachhaltigkeit und Umwelt kritisch auseinandersetzen.
Ausstellungsfotos: Michael Michlmayr
Erich Berger
Autoradiographic Examination of a Landscape
2021, UV Prints auf Alu-Dibond
In den letzten Jahren hat Erich Berger in Finnland intensive Feldarbeit geleistet und Standorte mit erhöhter natürlicher Radioaktivität erkundet. Die Radioaktivität stammt aus dem Zerfall natürlicher Uran und Thoriummineralisierungen im Gestein. Hier legt er röntgenempfindliche Filme aus, die von den Strahlungsfeldern, die aus dem radioaktiven Grundgestein entweichen, belichtet werden. Die daraus resultierenden Autoradiographien ermöglichen es uns, die natürlichen Strahlungsfelder als komplizierte, aber inhärente Merkmale der Landschaft zu lesen – eine Spektrallandschaft. Unsichtbar, aber vorhanden, ist die Beschaffenheit dieser Felder Teil der natürlichen Prozesse unseres Planeten in der Tiefe der Zeit, die der Kontinentalverschiebung, der biogenen Anreicherung von Sauerstoff in unserer Atmosphäre, der Faltung von Gebirgsketten und ihrer Verwitterung entsprechen und den geophysikalischen Formen folgen, die die Merkmale der Landschaften bilden, die wir um uns herum beobachten können. Erich Berger bezeichnet diese Felder als spektral, weil ihre Anwesenheit geisterhaft ist und nur mit außersinnlichen Mitteln wahrgenommen werden kann, aber sie sind auch spektral, weil sie Felder des Lichts, der Photonen sind und in jenem Teil des Spektrums liegen, der für das menschliche Auge nicht sichtbar ist.
Michael Goldgruber
Bruchzone
Dyptichon, 2021, 2 Fineart Pigment Prints
In den steirischen Bergen aufgewachsen, untersucht Michael Goldgruber seit vielen Jahren die Veränderung der ihm nahestehen- den Landschaften mit kritischem Blick. So auch in „Bruchzonen“, einem langjähriges Projekt, für das er die Randzonen von Gletscher-, Schnee- und Felsregionen aufsucht. Goldgrubers Fotoarbeiten zeigen Ausschnitte dieser Landschaften, die ein menschliches Dilemma widerspiegeln – die Sehnsucht nach romantischen Landschaftsbildern einerseits und die Realität der durch menschliche Aktivität veränderten Landschaft andererseits.
Als Bergsteiger und Kletterer kennt Michael Goldgruber die Rohstoffe der Alpen, sie werden in seinen Arbeiten regelrecht spürbar. Im Kontrast zu klassischen Landschaftspanoramen mit ihren idealisierten Naturbildern gibt es in Goldgrubers Arbeiten oftmals keinen Horizont, die Größenverhältnisse bleiben unklar, die Eis- und Gsteinsformationen füllen das Bild zur Gänze aus. Die alpine Landschaft wird zum Akteur – sie bröckelt, schmilzt, wandelt sich. Die Fragilität des ökologischen Zusammenspiels wird sichtbar und hinterlässt ein Gefühl von Unbehagen und Irritation. Denn auch wenn in den Fotografien keine Menschen zu sehen sind, ist der Mensch prägender Faktor. (Sophie Haslinger)
Walter Niedermayr
3 Videos
2009, 2013, 2014, courtesy Walter Niedermayr, Galerie Johann Widauer Innsbruck
Die meisten Videos von Walter Niedermayr sind im Unterschied zu den fotografischen Arbeiten, die über das Arbeitskonzept einen dynamischen Ablauf derWahrnehmung suggerieren, statisch, da sie mit einer fixen Kameraeinstellung gefilmt wurden. Mit dieser Arbeitsweise soll die Dynamik des Geschehens fixiert werden, als wäre es ein „bewegtes Foto“ oder ein Bild, das ein Eigenleben, eine Geschichte durch die Akteure im fixen Rahmen entwickelt.
Das Verbindende der Videos dieser Landschaftsevents ist die Vereinnahmung von Landschaft ohne in ihr bewusst zu sein. Man benützt sie wie ein Sportgerät, die beiden Welten scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, außer dass es der topografischen Bedingungen bedarf, die aber austauschbar sind. Teilnehmer wie Zuschauer befinden sich in einer distanzierten Haltung zur Landschaft, wobei die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf ihr Sportgerät fokussiert ist, während der Blick des Zuschauers auf das Spektakel der Teilnehmer gerichtet ist.
nicole pruckermayr
ICH bin BAUM
Performative Fotoserie mit Christina Lederhaas und Sibylle Dienesch, aus der Werkreihe „HIER KÖNNTE EIN BAUM STEHEN!“, Graz, 2023, 2 Fotos auf Kiefermehrschichtplatten, Fotos: (C) Raphael Daum
Ist das Abbild eines Gegenstandes dominanter als der Gegenstand selbst? Jedenfalls: Erst durch das Sichtbarmachen der Möglichkeit eines Baumes kann das Bedürfnis nach einem Baum tatsächlich geweckt werden. Verschiedene Protagonistinnen werden gebeten ihre Wunschstandorte zu imaginieren und zu zeigen.
EIN Baum, MEIN Baum, UNSER Baum. ICH bin BAUM dort wo Bäume fehlen.
Baumprozession
Performance aus der Werkreihe „HIER KÖNNTE EIN BAUM STEHEN!“, 21.6.2024 Graz (Annenstraße/Eggenberger Gürtel), 5 Fotos auf Kiefermehrschichtplatten, im Rahmen der Ausstellung „Wilde Winkel“ von Zentrum für Zeitgenössische Kunst, Fotos: (C) Raphael Daum
Menschen werden zu Bäumen, wo Bäume fehlen.
In einer Reihe von Tabelau vivantes bevölkern Menschen mit geometrischen Versatzstücken, die wie comicartige Baumkronen aussehen, den Grazer Eggenbergergürtel ausgehend von der Kreuzung Annenstraße um in einer Selbstermächtigungspose den öffentlichen Raum mit ihren Wünschen mitzugestalten.
Marielis Seyler
Arbeiten
1992– 1995, Fotoemulsion auf Barytpapier, Blauwurz, Kreide, Wachs, Blut, Kräuter, Tee, Watte
Die Photographie ist für Marielis Seyler die bildnerische Basis und Medium der Erzählungen selbst. In vielfältiger Weise verändert sie das photographische Bild durch eine Reihe von Eingriffen und Veränderungen. Durch Hinzufügungen von Naturmaterialien, aber auch durch die Verwendung unterschiedlicher Trägermaterialien für die Fotoemulsionen wie Transparent oder Packpapiere erweitert sie das photographische Bild hin zu einem Objekt.
Der Bezug zur Natur akzentuiert diesen Prozess weiter, etwa wenn sie Bilder einem längern Verwitterungsprozess im Freien aussetzt und damit das Moment der Zeitlichkeit, das der Photographie per se inhärent ist, sichtbar macht. In der spezifischen Verschränkung von Natur und Kunst in den Werken von Seyler stellt sich gleichzeitig aber auch die Frage nach der Natur der Kunst als zutiefst menschliches Phänomen. Für Marielis Seyler ist die Kunst damit eine condition humaine! (Carl Aigner)
Andrea Sodomka / Martin Breindl
Klangatoll
solarbetriebene Klangskulptur 1996, revitalisiert 2023 Erdwall 8m im Durchmesser, 3m hoch, Solaranlage, Lautsprecher
Das Klangatoll beherbergt eine ganz besondere akustische Welt in seinem Inneren, die Natur und Klang ausgeklügelt miteinander in Verbindung setzt: Von der Natur inspirierte, „ausgestorbene“ und aktuelle Alltags- und Naturgeräusche formieren einen sich stetig ändernden Klangteppich. (Susanne Neuburger)
Herwig Turk / Gebhard Sengmüller
Donau: Schichtwechsel im Lückenraum
2023: Schichtwechsel, 8-Kanal Videoinstallation, Gesamtlaufzeit 32′12“; Orthofotografie des Forschungsgebietes, genordet; Schiebeobjekt Dynamische Landschaft, Leuchtkasten, 15 Acrylglasplatten UV-Druck; Interviews mit den beteiligten Wissenschaftler:innen, QR-Code, 16 Videosequenzen, Gesamtdauer 72′52′′
Weltweit finden ständig Überflüge von Fluggeräten mit Luftbildkameras statt. Sie produzieren die von uns täglich in Online-Kartendiensten betrachteten Orthofotografien unserer Welt. In Analogie dazu haben Turk und Sengmüller zwischen dem Hafen Albern und dem Ölhafen Lobau acht parallele Spuren gezogen. Entlang dieser acht Linien wurden automatisierte Flüge mit einer Videodrohne wiederholt durchgeführt. Jede dieser acht Flugspuren wird auf einem eigenen Monitor gezeigt.
Die Tafeln des Schiebeobjekts sind Trägermedien für historische und aktuelle Landkarten, Orthofotografien, technische Landschaftsaufnahmen, rekonstruierte Flusslandschaften, Projektskizzen oder visualisierte Trackingdaten von Flugzeugen und Schiffen. Alle bilden den exakt gleichen geografischen Ausschnitt ab.